Ohne Vorbilder ist es schwer. Wenn wir ein Ziel erreichen wollen, hilft es, sich mit Menschen zu umgeben, die schon da sind, wo wir selbst hinmöchten. Es macht uns Mut. Wenn sie es geschafft haben, können wir das auch.

Aber oft ist es gar nicht so einfach, solche Menschen im persönlichen Umfeld zu finden. In meiner Familie beispielsweise macht niemand etwas Künstlerisches. Sie haben alle ehrenwerte Berufe und sind in mehrfacher Hinsicht Vorbilder für mich – nur eben nicht für das, was ich beruflich machen will.

Glücklicherweise müssen wir unsere Vorbilder nicht persönlich kennen. Das Ganze funktioniert auch gedanklich. Um unsere ganz persönlichen Leitbilder zu finden, können wir nicht nur auf der ganzen Welt nach ihnen suchen, sondern sogar in der Vergangenheit stöbern. Uns steht also die gesamte Menschheitsgeschichte zur Verfügung.

In meinem Arbeitszimmer hängen die Porträts von vier Menschen, die mich besonders inspirieren. Mit ihnen an meiner Seite fühle ich mich weniger allein. Bereit, meine Ziele anzugehen.

 

Grand-mère der Nouvelle Vague

Agnès Varda. Diese alte Lady wird als Grand-mère der Nouvelle Vague (einer Stilrichtung des französischen Kinos in den 1950er Jahren) bezeichnet. Ich bewundere sie vor allem, weil sie seit ihren frühen 20ern einfach macht. Sie filmt, sie fotografiert, sie erzählt, sie experimentiert. Irgendwelche Regeln sind ihr egal. Sie untersucht die Welt auf Agnès Varda-Weise und formt daraus ihr Werk. Mir gefällt nicht alles, was sie macht. Aber ihre Haltung der kreativen Arbeit gegenüber finde ich übernehmenswert. Außerdem liebe ich ihre Frisur!

Wreck this journal

Keri Smith ist Illustratorin und Autorin vieler Kreativitäts-belebender Bücher wie zum Beispiel „Wreck This Journal“. Ich mag, wie sie die Welt sieht: Überall gibt es etwas zu entdecken, an jeder Ecke kannst du inspiriert werden, auch ein Radiergummi hilft dir, etwas über dich und dieses Universum zu erfahren. Das Objekt, das am Ende der kreativen Reise herauskommt, ist nicht so entscheidend, wie die Erfahrungen, die du unterwegs machst. Künstler sind in ihren Augen Forscher. Diese Denke verkleinert meine Angst vor dem Anfangen und zähmt meinen Perfektionismus.
Außerdem hat Keri Smith ein paar sehr schöne und ehrliche Gedanken zum Thema Mutter- und Künstlerin-Sein aufgeschrieben.

writer who draws

Austin Kleon bezeichnet sich selbst als „writer who draws“. Bekannt wurde er durch seine Paperblackouts und die Bücher Steal Like An Artist“ sowie „Show Your Work“. Ich habe beide verschlungen (sie sind sehr kurz und mit vielen Bildern). Mein Mut ist mit jeder Seite gewachsen, nicht zuletzt wegen Ratschlägen wie diesem: Fang an bevor du bereit bist!
Richtig cool finde ich außerdem, dass sein dreijähriger Sohn ein Vorbild für ihn ist.

Artist Residency in Motherhood

Lenka Clayton ist Konzeptkünstlerin. Sie sagt, dass sie heute eigentlich genau das macht, was sie schon als Kind getan hat: Sie sammelt Gegenstände und gestaltet kleine Museen. Sehr sympathisch! Für jedes Projekt erfindet Clayton eigene Regeln und verändert so die Wahrnehmung der ganz alltäglichen Dinge. Wie zum Beispiel in der Fotoreihe „63 Objects Taken From My Son´s Mouth“.
Vorbildlich finde ich auch, dass sie bereits ihre Namensvetter-Stadt besucht hat – Lenka, ein kleines Örtchen in der Slovakei. Ich hingegen muss mich noch aufmachen in das Dorf am Atlantik namens Andrin.
Außerdem hatte Clayton die Idee zur Artist Residency in Motherhood, über die ich hier genauer schreibe.

Welche Menschen inspirieren euch?