Die ersten zwei Wochen nach der Geburt unseres Kindes waren die heftigsten meines Lebens. Körperlich und emotional. Es waren 14 Tage im Superlativ. Totales Glück und totale Erschöpfung.
Im Krankenhaus fühlte ich mich müde, aber noch relativ stark. Als wir dann unsere Wohnung zu dritt betraten, huschten Unsicherheit und Ängste mit hinein.

Ich saß alle drei Tage heulend auf dem Sofa und wusste nicht, wie ich das durchhalten sollte. Wie ich mit zwölf Mal unterbrochenem Schlaf klarkommen konnte. Wie ich die Probleme mit dem Stillen lösen konnte. Und überhaupt: Wie ich unserem Sohn eine gute Mutter sein sollte. Ich war ernsthaft nicht sicher, ob meine Kraft für diese riesige Aufgabe reichen würde.

Als das Baby elf Tage alt war, lag es wie so oft neben mir auf dem Bett und schlief. Ich hätte die Augen schließen und mich ausruhen sollen. Aber das konnte ich nicht. Ich musste ihn anschauen, wollte keine seiner Regungen verpassen.
An diesem Tag realisierte ich überhaupt erst, dass dieser kleine Mensch – der keine zehn Zentimeter von mir entfernt lag – tatsächlich derselbe war, wie jener, der neun Monate lang in meinem Bauch gewohnt hatte.

Der, den ich vor Zigarettenrauch, rohem Käse und Stress beschützt hatte. Der mir immer ein Lebenszeichen gegeben hat, wenn ich eines brauchte. Den ich gestreichelt und bei seinen akrobatischen Übungen beobachtet hatte. Und jetzt lag er gesund und wunderschön neben mir.

Dieser Gedanke war zu groß für mich. Ich musste heulen. Ungefähr fünf Mal.
Vor Erleichterung. Vor Liebe. Vor Glück. Vor Staunen. Aus Demut.

Und dann schrieb ich ein Gedicht.

Gedicht über Wochenbett