In der letzten Woche hatten wir einen echt blöden Tag. Ich war genervt. Das Kind war genervt. Keine Ahnung, wer von uns beiden damit angefangen hat.
Christopher musste arbeiten, deswegen waren wir die gesamte Woche über allein. Am Freitag merkte ich, dass ich dringend mehr Freiraum brauchte. Um Ideen zu entwickeln. Um klar denken zu können. Um durchzuatmen.

Momentan schläft das Kind nicht vor 21:00 ein. Außerdem steckt es mitten in einer Phase, in der es sehr schnell wütend wird, wenn etwas nicht so läuft, wie es sich das vorgestellt hat. Um trotzdem einen halbwegs entspannten Tag zu haben, versuche ich, mehr auf den Sohn einzugehen. Während ich mir aber eigentlich mehr Raum für mich wünsche. Tada: Unsere Bedürfnisse clashen wunderhübsch aufeinander. Und dabei geht meine Gelassenheit flöten.

Das heißt nicht, dass es nicht auch schöne Momente gab, an diesem Freitag. Die hatten wir definitiv. Zum Beispiel als wir gemeinsam auf dem Spielplatz waren, ich durch meine Hände Sand rieseln ließ und der Sohn versuchte, ihn aufzufangen.
Aber insgesamt war die Stimmung nicht so Bombe. Auch nicht am nächsten Tag oder dem danach, denn die Situation hatte sich nicht großartig verändert.

Generell stoße ich gerade an neue Grenzen. Als Mutter. Und als ich selbst – eine, die gern vor sich hinträumt, Zeit zum Denken und Erfinden braucht.

Was ich gern alles tun würde…

Ab und zu einfach mal nichts. Nur dasitzen und Löcher in die Gegend starren.
Außerdem würde ich gern viel mehr Texte für den Blog schreiben. Ich habe Themen im Kopf, aber brauche Zeit, um sie umzusetzen, die gerade irgendwie nicht übrig ist. Ich bin eine vieldenkende Langsamschreiberin. Selten haue ich einen Text einfach so raus. Ich weiß, dass Worte ein Gewicht haben und ihre Reihenfolge ist mir nicht egal.
Wenn ich etwas mit Farbe, Papier oder anderen Utensilien anstellen will, brauche ich dafür einen Platz für mich allein und Ruhe. Von all den Büchern, die ich lesen möchte, ganz zu schweigen.

Selbst wenn Christopher da ist und ich meine zwei, drei Stunden Zeit am Stück bekomme, bin ich teilweise so fahrig, nicht richtig fokussiert. Oft kann ich mich nur schwer konzentrieren, wenn ständig Geräusche aus dem Nebenzimmer zu mir dringen (so wie jetzt gerade, beim dritten Anlauf diesen Text zu schreiben…).

Vielleicht ist auch einfach mein Zeitmanagement eher chaotisch als strukturiert. Keine Ahnung wie Leute mit zwei- bis viermal mehr Kindern das alles hinkriegen. Oder Alleinerziehende! Unkompliziert scheint es für die wenigsten zu sein, wie ich durch die Blogparade zur „Organisation im Homeoffice“ von Melanie auf glücklich scheitern lesen konnte.

Was ich schon alles tue…

Neben der „Mimimimi, wie soll ich nur zu Potte kommen?“-Problematik finde ich eines aber wirklich erleichternd: Seit ich Mutter bin, mache ich einfach mein Ding (… sofern ich dazu komme 😉 ). Das war ohne Kind anders. Damals, als ich alle Freiräume der Welt hatte, habe ich nicht viel gebacken bekommen.
Mein größter Feind hieß Selbstsabotage. Ich habe alles, was ich tat, tausendfach hinterfragt und in Zweifel gezogen, ob das irgendeinen Sinn bringt oder nicht doch komplett wertlos ist.

Zum Glück ist diese Denkweise mit meiner Fruchtblase zerplatzt. Das Kind und die Verantwortung, die mit ihm kam, haben meine Perspektive von mir selbst auf das große Ganze verrückt. Ich habe jetzt eine Aufgabe, die wichtiger ist als ich. Deswegen kann ich meine Ideen und die Dinge, die ich fabriziere, von mir losgelöst betrachten. Sie ein bisschen weniger ernst nehmen. Und das tut ausgesprochen gut.

Aber…

Jetzt fehlt mir die Zeit. Und die Ruhe. Und teilweise auch die Langeweile, damit neue Ideen entstehen können. Ich träume von einem Tag, an dem ich von morgens bis abends nur malen, zeichnen, schreiben und ohne Unterbrechung herumprobieren kann.

Kreativität braucht Freiraum.

Ich weiß, meine Worte stehen im Widerspruch zu anderen – positiveren – Texten, die ich schon geschrieben habe. Die gelten trotzdem noch. Nur eben nicht heute oder am letzten Freitag.

Eine Lösung für meinen Konflikt habe ich nicht. Ich denke, es gibt keine einfachen Antworten. In den nächsten Wochen werde ich schauen, wo ich mir hier und da etwas mehr Zeit für mich freischaufeln kann. Aber vor allem in Wochen, in denen ich ganz allein mit dem Kind bin, wird es schwierig bleiben.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit diesem Freiraum-Problem nicht allein dastehe.
Kennt ihr diese Gedanken und Gefühle? Was macht ihr, um mehr Raum für euch zu erobern?