Dass Mutterschaft in Deutschland so überhöht wird, finde ich scheiße. Es verursacht Ängste und Unsicherheiten, die den Müttern, den Kindern, ganzen Familien eher schadet als ihnen irgendetwas Gutes zu tun. Ich selbst habe diesen Idealdruck zum ersten Mal heftig gespürt als es mit dem Stillen einfach nicht richtig klappen wollte. In meinem Kopf rotierten die Vorwürfe in Endlosschleife: „Autsch, das tut so weh. Ich will am liebsten aufhören. Aber Muttermilch ist doch das Beste! Liegt es an mir? Bin ich zu unentspannt? Aber ich will doch entspannt sein!…. blablablubb“. Was mir half, aus diesem Strudel auszusteigen, war eine einfache Frage meiner Hebamme: Was würde dein Kind wollen? Augenöffner. Klar, er würde definitiv satt werden wollen. Aber gleich an zweiter Stelle wäre meinem Babysohn enorm wichtig, dass es seiner Mama gut geht.

Das bezieht sich natürlich nicht nur aufs Stillen, sondern auf das komplette Leben: Kinder möchten, dass es ihren Eltern gut geht. Denn nur dann kann es auch ihnen selbst gut gehen. Nur dann können sie lernen, auf sich und diese Welt zu vertrauen. Geborgen aufwachsen und gleichzeitig den Mut zur Welteroberung entwickeln.
Deswegen finde ich es extrem wichtig, mir bewusst zu machen, was ich mir für mich selbst wünsche. Fernab von gesellschaftlichen Idealvorstellungen oder den Erwartungen anderer. Wie möchte ich leben, damit es mir gut geht?

Sieben Dinge sind mir eingefallen. Wenn sie erfüllt sind, geht es mir so gut, dass ich die Mutter sein kann, die ich sein will.

Tada, meine sieben Voraussetzungen für ein schönes Leben

Ich will neugierig bleiben. Ich möchte nicht in stumpfe Routinen verfallen, sondern meinem Kind vorleben, was für ein riesiges, farbenfrohes Mysterium das Leben ist. Ich will es dazu ermutigen, die Welt, die es umgibt und die Welt in ihm selbst zu erkunden. Und zwar, indem ich es selbst tue.

Ich will meine eigene Kreativität ernst nehmen. Dazu gehört, dass ich mir regelmäßig Zeit für mich und meine Ideen nehme. Jedes Mal, wenn ich etwas schreibe, zeichne, male oder sonst wie experimentiere, fühle ich mich danach, als hätte ich acht Stunden durchgeschlafen (!) und anschließend frisch geduscht. Es gibt mir unglaublich viel Kraft und Energie. Es macht mich glücklich.

Ich will ein Leben in Gemeinschaft. Wir sind zwar eine typische Kleinfamilie aus Mutter, Vater, Kind. Aber glücklicherweise wohnen Omas, Opa, drei Onkel und eine Tante vom Baby ganz in der Nähe von uns. Mir ist es wichtig, dass wir regelmäßig Freunde und Familie zu Besuch haben oder zu ihnen fahren. Ich merke jedes Mal, wie gut mir das tut. Ich höre gern zu, wenn mein jüngerer Bruder von seinem Schulalltag oder meine Schwiegermutter von ihrer letzten Reise erzählt. Und ich berichte selbst gern von den neuesten Abenteuern des Babys oder dem, was mir gerade durch den Kopf schwirrt. Es ist so schön, zu sehen, wie sehr sich alle über unseren Sohn freuen. Von jedem dieser Menschen wird er etwas anderes lernen können – das finde ich großartig. Nur ein paar andere Eltern als Freunde, mit denen man sich intensiver austauschen kann, die fehlen uns momentan noch.

Ich will mutiger sein. Ich habe Wünsche, die meine innere Kritikerin gern als Fantasiegestalten abtut. Ich will sie vom Gegenteil überzeugen und in Zukunft mehr Dinge tun, die ich mir eigentlich nicht zutraue. Ich möchte eine Mutter sein, die ihre eigenen Träume verfolgt.
Momentan befinde ich mich jobmäßig in einer Übergangsphase. Ich weiß noch nicht genau, wo die Reise hingeht. Dazu muss ich erst einmal loslaufen. Auch das möchte ich meinem Sohn mitgeben: Es ist wichtig, überhaupt anzufangen. Der Rest wird folgen. Mein Vertrauen darauf versuche ich momentan zu stärken. Ihm möchte ich es von Beginn an mitgeben.

Ich will nur so viel arbeiten wie nötig. Mir ist Zeit wichtiger als Geld. Ich möchte nicht angespannt durch den Tag hetzen, um alle Punkte auf meiner dreißig Meter langen To Do-Liste abhaken zu können, um dann abends, wenn das Kind ein Glas Milch verschüttet, in Tränen auszubrechen. Ich will Zeit haben für das zwanzigminütige Betrachten einer Pfütze auf dem Weg zum Kindergarten.

Ich will Arbeit als Spiel begreifen. In meiner Kindheit wurde mir Arbeit eher als etwas Negatives vermittelt: Sie ist notwendig, aber nervig, eine Last. Das galt für Erwerbs- wie für Hausarbeit. Mit dieser Sichtweise hadere ich noch heute. Ich will nicht 70 Prozent meines Tages mit etwas verbringen, das ich als Bürde empfinde. Und ich möchte meinem Kind derartiges nicht vorleben. Ich will meinen Job als sinnstiftend und erfüllend empfinden.
Auch Hausarbeit muss nicht immer nur lästig sein, sie kann sogar Spaß machen. Wenn wir sie mit unserem Kind gemeinsam erledigen und ihm das Gefühl geben, dass seine Hilfe wirklich wichtig für unsere kleine Gemeinschaft ist. Spielerisch klappt das bei uns schon jetzt: Das Baby räumt die Waschmaschine aus und ich hänge die Wäsche auf – finden wir beide toll.

Ich will tanzend und singend durch die Wohnung rennen. So oft es geht. Ich wünsche mir, dass wir in den nächsten Jahren mindestens genauso viel Quatsch zusammen machen und so oft lachen, wie wir es im Moment tun. Die Menge an Ausgelassenheit kann gern auch proportional zum Alter unseres Sohnes steigen. Auf jeden Fall will ich die Mama eines fröhlichen Kindes sein.

Wie geht es euch? Wie gestaltet ihr euer Leben, damit es euch gut geht?