In der vergangenen Woche stellte ich die Aufgabe, anhand des Fotos einer völlig fremden Person eine kurze Biografie zu erfinden.
Dazu blätterte ich in einigen Magazinen und ließ all die Gesichter auf mich wirken. Zu wem könnten mir kleine Geschichten einfallen? Der Schnappschuss eines Kindes mit blonden Locken und einer Portion Pommes vor sich gefiel mir sofort. Ich schnitt es aus und begann zu schreiben.
Als nächstes wühlte ich in der Kiste mit alten Fotos, die ich vor einer Weile ersteigert hatte. Alle darauf abgebildeten Personen waren mir komplett unbekannt. Das Porträt einer jungen Frau sprach mich besonders an. Doch ich fand es dann gar nicht so einfach, mich in ihre Lebenswelt hineinzudenken. Dazu fehlten mir viele Informationen. Zu welcher Zeit genau war dieses Bild entstanden? Wie fühlte man sich damals als Frau? Wie sah der Alltag aus, wenn man noch keinen Ehemann und Kinder hatte? Denn das konnte ich mir für sie irgendwie nicht vorstellen. Ich versuchte, mich an den Erzählungen meiner Urgroßmutter zu orientieren und überließ den Rest meiner Vorstellungskraft.
Jetzt wäre eine kleine Zeitreise schön, um herauszufinden, wer sie wirklich war. 😉
Die achte Aufgabe
Nun ran an die nächste Aufgabe.
Material:
Stift, Papier & Erinnerungen.
Aufgabe:
Die Zeitreise gibt es jetzt tatsächlich, allerdings nur gedanklich: Zeichne und beschrifte den Grundriss jeder Wohnung, in der du bisher gelebt hast.
Hashtag:
#artup_woche8
Notiz:
Eine Aufgabe, bei der man ganz schön ins Grübeln kommen kann. Aber ihr ahnt es vielleicht schon: Viel wichtiger als ein exakter Grundriss ist, was ihr mit diesen Wohnungen verbindet. Welche Erinnerungen habt ihr an sie? Wie habt ihr euch dort gefühlt? In welcher Ecke habt ihr etwas Spannendes, Schönes oder Trauriges erlebt? Wer hat mit euch dort gewohnt? Was habt ihr gesehen, wenn ihr aus dem Fenster geschaut habt?
In dieser Übung werfen wir also einen achtsamen Blick auf die vier Wände unserer Vergangenheit. Denn die Orte, an denen wir leben, haben großen Einfluss auf uns und unseren Alltag. Sie bestimmen, welche Wege wir gehen, was wir tagtäglich hören, riechen und sehen. Was für Gedanken in unseren Köpfen aufploppen und wie wohl wir uns fühlen.
Die Schriftstellerin Virginia Woolf widmete sich dem Thema Wohnraum und Kreativität in ihrem Essay „Ein Zimmer für sich allein“. Er erschien 1929 – einer Zeit, in der Frauen keinerlei Privatsphäre zugestanden wurde. Darin schreibt sie, dass ein eigenes Zimmer unablässig sei, damit auch Frauen literarisch anspruchsvolle Werke produzieren können.
Die Wohnsituation beeinflusst also unsere Kreativität: Lässt sie Raum, Dinge zu erforschen oder schränkt sie uns ein?
Am kommenden Donnerstag veröffentliche ich meine Grundrisse aus der Vergangenheit. Und es gibt die nächste Aufgabe. Bis dahin: Werdet kreativ! 🙂
Für alle, die neu hier sind und sich fragen, was es mit diesen mysteriösen Aufgaben auf sich hat, gibt es hier noch einmal alle wichtigen Infos. Ich freue mich, wenn ihr beim nächsten Mal mit dabei seid!
Da mache ich doch gleich mal mit, das bekomme ich hin 😉
Gruß Silke
Juchu! Das freut mich sehr. 🙂