Vor nun mehr zwei Monaten stellte ich die Aufgabe, ein Sachensucher à la Pippi Langstrumpf zu sein. Und ich muss leider zugeben: An dieser Aufgabe bin ich kläglichst gescheitert. An den ersten Tagen habe ich sie schlichtweg vergessen – immer erst daran gedacht, als ich eben nicht mehr in der Welt unterwegs war, sondern zu Hause saß. Dadurch merkte ich, wie oft und stark ich tagsüber im „Erwachsenenmodus“ bin.  Ich hüpfe nicht unbeschwert durch die Gegend und halte nach Sachen Ausschau, die ich mithilfe meiner Fantasie in kleine Schätze verwandeln könnte. Ich funktioniere. Schade eigentlich. Und während mein Sohn aus einem einfachen Ast einen Taktstock machte und zum Dirigenten wurde, habe ich auf den Straßen nur Müll entdeckt. Außer im Urlaub. Am Strand. Ja, ich weiß, das ist nicht sonderlich bemerkenswert, denn da findet irgendwie jeder etwas Schönes – Muscheln, Seesterne, Steine, Krebse, Meerjungfrauen – aber trotzdem war es der einzige Ort und Zeitpunkt, der mir genug Raum gab, um mehr in den Dingen zu sehen, als von ihnen im Lexikon steht. Davor und danach bin ich im Alltag versackt (genügend gelebte Erfahrung für einen Text über das Reizthema Vereinbarkeit hätte ich jetzt, glaube ich). Das, was ich gefunden und daraus gebaut habe, ist nichts Spektakuläres, aber es zu suchen und zu bauen hat Spaß gemacht. Ich weiß nicht, was es sein soll. Ich weiß nur, dass ich es in diesem Moment schön fand.

kreativität und Achtsamkeit

In einem hat mich mein Scheitern an dieser Aufgabe wieder bestätigt: Kinder sind die beste Inspirationsquelle für derlei Wahrnehmungsexperimente. Schon allein ihnen beim Spielen zuzuschauen – ohne es besser wissen zu wollen – lockert die eigenen, machmal etwas einseitig belasteten Gehirnmuskeln. <3

Die fünfunddreizigste Aufgabe

Tasten wir uns an die nächste Aufgabe.

Material:
Ein Film, den du schon mal gesehen hast.

Aufgabe:
Schau dir diesen Film noch einmal an.

Hashtag:
#artup_woche35

Notiz:
Such dir in der kommenden Woche einen Film aus, den du schon einmal gesehen hast und schau ihn dir nochmal an. Wie erlebst du ihn beim zweiten Mal? Was entdeckst du jetzt, was dir beim ersten Mal nicht aufgefallen ist? Wie fühlst du dich? Mit welcher Figur identifizierst du dich am meisten? Bleibt deine Meinung über den Film gleich oder verändert sie sich? Warum?

Vor einiger Zeit habe ich einen meiner liebsten Filme aus Teenager-Zeiten noch einmal gesehen – zusammen mit Christopher, der ihn bis dahin nicht kannte. Und zu meinem Erstaunen wurde es keine peinliche Vorstellung. Ich fasste mir nicht an den Kopf, dass ich diesen Film irgendwann einmal gemocht hatte (wie es bei den Backstreet Boys oder Charmed der Fall ist), sondern fand ihn noch immer sehr unterhaltsam. Gut, Heath Ledger spielt mit, aber das war nicht der einzige Grund. Es gab für mich noch Neues zu entdecken: Witze, die ich damals nicht gecheckt oder Schauspieler, die ich seitdem in ganz anderen Rollen gesehen hatte. Außerdem realisierte ich, dass das, was ich an dem Film damals so toll fand, etwas mit Feminismus zu tun hat. Lange bevor ich dieses Wort und theoretische Wissen für mich entdeckte, sprachen mich die Haltung und Werte an, die vor allem die weibliche Hauptfigur verkörpert. Und klar machte es Spaß, über genau die gleichen Szenen wie damals oder diese krassen 90er-Jahre-Klamotten zu lachen. Es war wie eine kleine Zeitreise, auf der ich ein paar interessante Dinge über mich gelernt hatte.

Drück einfach auf Play und schau, was dieses vermeintlich bekannte Filmmaterial mit dir macht.
Am kommenden Donnerstag veröffentliche ich eine weitere Wieder-guck-Erfahrung und es gibt die nächste Aufgabe. Bis dahin: Werdet kreativ! 🙂

Für alle, die neu hier sind und sich fragen, was es mit diesen mysteriösen Aufgaben auf sich hat, gibt es hier noch einmal alle wichtigen Infos. Ich freue mich, wenn ihr beim nächsten Mal mit dabei seid!