In der letzten Woche stellte ich die Aufgabe, einen Ort in deiner Stadt aufzusuchen, an dem du noch nie warst. Dahinter steckt die Idee, in unmittelbarer Nähe etwas Neues zu entdecken. Denn während über Instagram, Facebook und Co. täglich Bilder von fernen, vermeintlich viel aufregenderen Orten über unsere Netzhaut flackern, vergessen wir leicht, dass auch unsere derzeitige Umgebung einige Überraschungen bereithält – sofern wir ihr aufmerksam begegnen.

Ich bin noch recht frisch in der Stadt, deswegen habe ich hier noch längst nicht alles gesehen. Wie es der Zufall so will, gelangte in der letzten Woche eine Broschüre mit Geheimtipps für Magdeburg in meine Hände. Eigentlich hatte ich mir für die Aufgabe einen kleinen Laden ausgesucht, den ich besuchen wollte. Doch als ich am Montag davor stand, hatte er geschlossen. Brückentag. Pech gehabt.

Aber es kam dann noch viel besser. Denn am nächsten Tag hatte Christopher – der hier vor unserer Zeit in Berlin schon 13 Jahre gelebt hat – eine Idee. Er wollte mir allerdings nicht sagen, wo er mich hinführen würde. Das machte diese Aufgaben-Erfüllung noch viel aufregender, als ich gedacht hatte. 🙂

Der geheime Ort lag nur einen Spaziergang entfernt. Wir wanderten eine Straße entlang, auf der ich schon oft mit dem Fahrrad unterwegs war. Ich mochte die Gegend irgendwie. Besonders den Abschnitt, in dem man zwischen lauter wildem Grünzeug alte Gebäude erkennen konnte. Jedes Mal, wenn ich hier lang fuhr, wusste ich wieder, wie es sich anfühlte, 10 Jahre alt zu sein. Als von anderen vergessene Orte meine Fantasie explodieren ließ.

Und genau dieser Abschnitt war unser Ziel. Wir gingen durch ein unscheinbares Tor und machten eine kleine Zeitreise. Denn dahinter verbarg sich ein Abschnitt der ehemaligen Festungsanlage der Stadt. Ich bin jetzt nicht so der Historien-Freak, aber es war einfach schön dort. Und eben noch etwas eindrucksvoller, wenn man die Geschichte des Ortes bedenkt.

Ich lernte, dass Magdeburg lange Zeit die stärkste Festung Preußens war. Der Abschnitt, in dem wir uns befanden (und der einer der wenigen noch erhaltenen ist) wurde 1871/73 errichtet. 30 Jahre bevor die Festungen in Deutschland generell zurückgebaut wurden. Deswegen kam es hier nie zu Kampfhandlungen. Stattdessen wurden die Bauten für Gewerbe und Wohnungen genutzt. Heute stehen sie unter Denkmalschutz.

Ein Verein kümmert sich darum, diesen fast vergessenen Ort wiederzubeleben. Die Anlage soll saniert und für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Ich fand besonders toll, wie liebevoll die bereits erneuerten Bereiche gestaltet sind.

Gestern erst bin ich wieder diese Straße entlanggefahren. Und nun habe ich nicht nur eine Ahnung, dass dort etwas Spannendes sein muss, sondern Bilder einer ganzen Geschichte im Kopf.

Die einundzwanzigste Aufgabe

Machen wir uns an die nächste Aufgabe.

Material:
Eine Kamera.

Aufgabe:
Mache 20 Fotos mit geschlossenen Augen. (Carla Sonheim)

Hashtag:
#artup_woche21

Notiz:
Wir bleiben bei der unmittelbaren Umgebung und versuchen noch einmal sie – auf eine vielleicht noch merkwürdigere Weise – neu zu entdecken.
Such dir ein Zimmer in deiner Wohnung aus. Sieh dich genau um, merke dir die für dich interessanten und möglicherweise fotogensten Ecken. Dann nimmst du eine Kamera in die Hand, schließt die Augen und machst 20 Fotos. Du kannst dich im Raum bewegen und dich zum Beispiel an die Stellen herantasten, die du zuvor besonders mochtest. Du kannst aber auf ganz neue Dinge ausprobieren – dich auf den Tisch stellen, auf den Boden legen, Schränke aufmachen. Nur luxen darfst du nicht.

Wenn du fertig bist, dann schau dir deine Fotos genau an. Sie werden anders sein als jene, die du mit geöffneten Augen machst. Manche zeigen sicherlich nicht, was du fotografieren wolltest. Andere sind gerade deshalb interessant. Und dann spüre nach: Wie hast du dieses blinde Fotomachen erlebt? Was war schwer? Was hat die dabei gefallen? Wie hat sich deine Wahrnehmung des Raumes dadurch verändert?

Am kommenden Donnerstag veröffentliche ich mein blind geschossenen Fotos. Und dann gibt es die nächste Aufgabe. Bis dahin: Werdet kreativ! 🙂

Für alle, die neu hier sind und sich fragen, was es mit diesen mysteriösen Aufgaben auf sich hat, gibt es hier noch einmal alle wichtigen Infos. Ich freue mich, wenn ihr beim nächsten Mal mit dabei seid!

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